Oktober 2023
Vergleichende Perspektiven im Blick. Das BMBF fördert 2. Phase des Forschungsverbunds Erbe89
Zum 1. Oktober 2023 startete die zweite Phase im Forschungsverbund „Das umstrittene Erbe von 1989“. Diese rückt ausgehend von unseren bisherigen Forschungsschwerpunkten Politisierung – Popularisierung – historisch-politische Vermittlungsarbeit nun verstärkt vergleichende Perspektiven in den Mittelpunkt.
So widmet sich das Teilprojekt Politisierung weiterhin den Spezifika in der ostdeutschen Protestkultur. Als ein Teil werden Demonstrationsbefragungen in Ostdeutschland und Interviews in ländlich-kleinstädtischen Sozialräumen durchgeführt. Darüber hinaus geht es in der zweiten Phase verstärkt um Dimensionen des Gesellschaftsvergleichs zwischen Ostdeutschland und Ostmitteleuropa. Der Schwerpunkt wird auch hier auf alltagsweltlichen Politikverständnissen sowie auf der Konstruktion kollektiver Identitäten liegen.
Das Teilprojekt Popularisierung untersucht weiterhin verschiedene Deutungsmuster in der populären Geschichtskultur. In der zweiten Phase kommt der Strukturwandel im Ruhrgebiet als Vergleichsdimension zum Strukturbruch im Osten nach 1989/90 in den Blick. Dabei stehen drei Fallbeispiele im Mittelpunkt: TV-Krimis seit den 1970er Jahren, Coming-of-Age-Romane, die sich mit Strukturbruch und Strukturwandel beschäftigen, sowie die Relevanz von Stereotypen und ihre Funktion im Erinnerungsdiskurs. Darüber hinaus werden die bewährten Transferformate „89 goes Pop“ und „89 rockt!“ fortgesetzt.
Im Teilprojekt Geschichtsvermittlung erfolgt eine zeitliche sowie thematische Ausweitung. Ausgangspunkt sind die sich verändernden Debatten der erinnerungskulturellen Landschaft: Der Fokus von ‚1989 als dem Ende der DDR’ hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr auf ‚1989 als Beginn der Transformationszeit’ verschoben. Die „Revolution nach der Revolution“ (R. Jessen) und ihre Folgen werden in ihrer ganzen Komplexität zu einem ‚neuen’ Gegenstand in der Vermittlungspraxis. Die damit verbundenen Aushandlungsprozesse im Feld der außerschulischen DDR-Vermittlungsarbeit zu begleiten, ist Ziel des Teilprojekts. In diesem Sinne sollen die in der ersten Phase etablierten Praxiswerkstätten fortgeführt werden, um eine weitere Professionalisierung des Feldes zu ermöglichen. Eine verstärkte Netzwerkarbeit mit benachbarten Praxisfeldern wird in diesem Zusammenhang neue Blinkwinkel eröffnen, zu innovativen (transdisziplinären) Formaten anregen und den kollegialen Austausch der pädagogisch Tätigen unterschiedlicher Bildungsbereiche ermöglichen. Bisher marginalisierte Perspektiven werden dabei stärker in den Mittelpunkt rücken.